Scrum: Framework vs. Prozess

Von Sebastian Schneider // 04.01.2018 // 0 Kommentare

​Framework vs. Prozess

​Immer wieder kommt in der Community, den sozialen Medien und Blogs die Frage und Diskussion auf: ist Scrum jetzt ein Prozess, eine Methode, ein Framework? Ist Methode, Methodologie und Methodik das Gleiche? Oder doch ganz verschiedene Dinge?

Gunther Verheyen hat es in einem Blogbeitrag schön zusammengefasst: Scrum ist ein Framework und keine Methodologie! Durch weitere Recherche bin ich dann über die Seite von der Universität in Wien gestolpert, die Methode, Methodik und Methodologie beschreibt. Für mich war Scrum schon immer ein Framework, denn es hat mir nie einen Prozess vorgeschrieben, den ich bis ins Detail folgenden muss, sondern gibt mir einen Rahmen in dem ich mich bewegen kann​!

Deutsche und englische Unterschiede

Die Universität Wien spricht von bei der englischen Sprache von einer doppelten Belegung des englischen Begriffs Methodology. Der englische Begriff der Methodology umfasst Methodik und MethodologieMethodology nutzt auch Gunther Verheyen in seinem Blogbeitrag.

​Warum wir Frameworks brauchen

Bei der Frage Framework vs. Prozess ist für mich nur eines wirklich relevant. Wenn wir in heutigen Zeiten und Ungewissheit Projekte entwicklen, dann stellt sich die Frage, wie wir dieses am besten bewerkstelligen können. Aus meiner Sicht benötigen wir dazu Frameworks. Sie erlauben es uns nämlich, mit Leitplanken auf neue Themen einzugehen ohne uns an konkrete Methoden zu klammern, die wir nutzen müssen. Wir müssen mit emergenten Praktiken arbeiten, anstatt uns an Best Practices festzuhalten, die irgendwann einmal in einem bestimmten Kontext funktioniert haben, es aber nicht in jedem neuen tun.

  • ​In Zeiten von Ungewissheit, benötigen wir Flexibilität und Reaktionsvermögen. Das können wir nicht leisten, wenn wir alles Stück für Stück vorgeben und versuchen es anzuwenden. Peter Drucker sagte einmal sinngemäß: "Das Problem an turbulenten Zeiten ist nicht die turbulente Zeit an sich, sondern das reagieren mit gestriger Logik." Das ​bringt es aus meiner Sicht genau auf den ​Punkt.
  • ​In den Zeiten der Digitalisierung müssen wir den Fokus auf die Wissensarbeit legen.  Alle anderen Jobs und Tätigkeiten werden - wenn es es bei diesem Tätigkeitsprofil möglich ist - digitalisiert. ​Für alles andere brauchen wir ein möglichst großes Maß an Freiheit, Kreativität und Autonomie für die Indiviuen. Das ​können wir nur durch Frameworks erreichen.
  • ​Nur motivierte Indivuen sind wirklich erfolgreich und können sich zu hochperformanten Teams entwickeln. Es schlummer massive Reserven in jedem von uns, die aber gehoben werden müssen. Freiwilligkeit und Motivation sind dabei zentrale Schlüssel. Mit einem Framework können diese Potentiale gehoben werden.


Fazit

Wie so oft ist es eigentlich egal, wie etwas bezeichnet wird, wenn man die dahinter liegenden Prinzipien verstanden hat. Scrum ist aus meiner Sicht kein Prozess, sondern ein Framework. Es gibt einfach kein detailliertes Vorgehen an. Wenn Sie dann Scrum bei sich im Unternehmen, im Team, etc. etablieren, dann wird es konkreter. Oft nähert sich dann das, was Sie dort haben, einem Prozess. Dabei kann es aber sein, dass diese Prozess nicht unbedingt wiederholbar sein muss.

Sie fangen nämlich an auszukleiden, wie Sie zum Beispiel entwickeln. Natürlich können Sie das weiterhin frei lassen und dann bleibt Scrum immer ein Framework. Allerdings neigen viele Unternehmen dazu, so etwas wie Tools festzulegen, konkrete Vorgehen zum Beispiel unter bestimmten Rahmenbedingungen (sicherheitskritische Software) enger zu ziehen. Das ist gut und nötig, die Frage bleibt immer konkret, ob und wenn ja, ab wann es zu einem Prozess wird.

Für mich ist es immer entscheidend wie weit ein Team Dinge selbst entscheiden kann und auch will. Das hat viel mit der Reife eines solchen Teams zu tun. Ich brauche keine umfassende Selbstorganisation, wenn ein Team oder eine Organisationen noch gar nicht so weit ist. In solchen Fällen führt das mehr zu agiler Verwirrung, als das es nützt.

Sebastian Schneider ist dem Framework Scrum - es war Liebe auf den ersten Sprint - bereits seit 2005 verfallen. Seitdem begleitet er Unternehmen (meist größere) bei der Transition in eine neue Arbeits- und Produktwelt.

Dafür findet er den richtigen Grad zwischen zielgerichteten systemischen Impulsen und dem nachhaltigen Coaching in der Organisation, um diese bei der Entwicklung und Optimierung des eigenen Kundenmehrwerts zu unterstützen und entwickelt mit ihnen Produkte, die ihre Kunden lieben.

Im richtigen Maß gehören dazu die effektive und effiziente Facilitation dazu, sowie agile Spiele und Simulationen, die sein Themenfeld auf einfache Art begreiflichen machen.

Auf Konferenzen, sei es im Fachbeirat oder als Akteur, gibt er gerne Erkenntnisse weiter und freut sich über Kontakte von Angesicht zu Angesicht.

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