Diese Verschwendungsarten vermeiden

Von Sebastian Schneider // 18.03.2018 // 0 Kommentare

Die folgenden zehn Verschwendungsarten sind in jedem Ihrer Prozesse enthalten. Mal mehr mal weniger, aber jedes Unternehmen hat sie. Diese Verschwendungsarten können aber auch als Chance und Reflexionsmöglichkeit gesehen werden. Alle die hier vorgestellten Kategorien gehören du den nicht wertschöpfenden Aktionen an Produkten und in Unternehmen. Das bedeutet, dass diese Aktionen keinen Wert zum eigentlichen Produkt beitragen. Diese Punkte helfen allen Unternehmen, den eigenen besseren Weg zu finden.

Die Verschwendungsarten

1. Überproduktion

Überproduktion ist eine der Verschwendungsarten, die in der Produktion immer sichtbar ist. Es liegen dann nämlich mehr Teile als benötigt herum. Wenn wir uns von der Produktion lösen, dann bedeutet diese Verschwendungsart, dass wird zum Beispiel Funktionen erstellen, die niemand möchte. Ebenso zählen wir dazu Dinge, die wir verdoppeln oder redundant halten, obwohl wir das nicht benötigen. Beachten Sie auch, dass die übermäßige Beschreibung von Features, lange Requirementsdokumente und Lastenhefte ebenso dazuzählen.

Beispiele für Verschwendungsart "Überproduktion"

  • Funktionen, die erstellt aber nicht durch den Kunden gewünscht sind / benutzt werden.
  • Doppelt erstellter Code oder Daten, die benutzt werden.

2. Wartezeiten / Verzögerung

Ein absoluter Klassiker bei den Verschwendungsarten ist wohl das Warten bzw. die Wartezeiten und daraus resultierenden Verzögerungen. Wartezeiten entstehen viele in Unternehmen, langen suchen müssen Sie in der Regel gar nicht. Warten tun Sie immer auf Klärungen, Antworten, auf Arbeitsergebnisse oder ähnliches.

Beispiele für Verschwendungsart "Verzögerung"

  • Ein Dokument muss geklärt werden, damit weiter daran gearbeitet werden kann
  • Ein Vorgang muss durch eine weitere Stelle freigegeben werden.

3. Übergaben

Für mich zählen die Übergaben zu den zweithäufigsten Verschwendungsarten gleich nach den Wartezeiten. Immer dann, wenn eine Person etwas zu einer anderen übergibt (zum Beispiel Dokumente), dann ist diese Übergabe in der Regel mit Zeiten verbunden, die nicht sein müssten. Sie treten aber ebenso sehr häufig auf. Je mehr Sie ein sequentielles Vorgehen mit "Staffenübergabe" durchführen, desto mehr finden sich solche Verschwendungsarten wie Übergaben in Ihrem Prozess. In Scrum versuchen wir deshalb mit einem Cross-functional Entwicklungsteam solche Übergangen zu minimieren.

Beispiele für Verschwendungsart "Übergaben"

  • Ein Analyst übergibt ein Dokument an einen Entwickler
  • Ein Entwickler übergibt den Code an einen Tester

4. Extra Prozesse bzw. extra Bearbeitungen

Wenn Sie Arbeiten doppelt ausführen, dann sind Sie bei den Verschwendungsarten angelangt, die im Unternehmen niemand will, aber häufig zu finden sin. Dabei geht es bei diesem Punkt zum einen um die häufig doppelt ausgeführten Arbeiten oder aber auch um Prozesse, die doppelt bzw. unnötig sind.

Beispiele für Verschwendungsart "Extra Prozesse"

  • Eine bereits existierende Funktion oder Code wird erneut durch jemanden erstellt.
  • Zentralisierte, erneute Bestätigungen / Prüfungen, die bereits vorhanden sind

5. Halbfertige Arbeit

Halbfertige Arbeiten sind gefährlich, da diese immer noch einmal angefasst werden müssen. In Scrum versuchen wir durch eine gute Definition of Done die Arbeit abzuschließen. Eine Arbeit ist dann wirklich fertig, wenn alles getan wurde und die Arbeit dann den eigenen Hoheitsbereich verlassen kann. Zu viele parallele Arbeit gehört damit auch zu den Verschwendungsarten.

Beispiele für Verschwendungsart "Halbfertige Arbeit"

  • Anforderungen die begonnen wurden, aber nicht umgesetzt sind.
  • Software die erstellt worden ist, aber noch nicht getestet worden ist.

6. Aufgabenwechsel

Aufgabenwechsel sind nach wie vor in Unternehmen an der Tagesordnung, obwohl wir längst durch Studien wissen, dass wir als Mitarbeiter massiv Potential verlieren. Deshalb gehören auch die Aufgabenwechsel zu den Verschwendungsarten, gerade wenn wir die Wechsel zwischen Aufgaben und / oder Projekten uns genauer betrachten.

Beispiele für Verschwendungsart "Aufgabenwechsel"

  • Multitasking in drei verschiedenen Projekten, zwischen denen gewechselt wird.
  • Plötzliche Änderung der Arbeit, durch "besonders dringende Aufgaben".

7. Fehler

Fehler die nach der Erstellung des Produktes auftreten und dann zum Beispiel in größer angelegten Aktionen wieder korrigiert werden müssen, zählen ebenso zu den Verschwendungsarten. Gerade, wenn wir uns eine Softwareentwicklung vorstellen und am Ende alles testen und dann korrigieren, fällt genau in diesen Bereich.

Beispiele für Verschwendungsart "Fehler"

  • Ein Testing am Ende einer Softwareentwicklung, um Fehler zu finden und zu beseitigen
  • Korrigieren eines Produktes zu bestimmten Zeiten, um es an die Realität der Kunden anzupassen.

8. Mitarbeiter Potential verkennen

Das Potential von Mitarbeiter zu verkennen ist leider eine der häufigen Verschwendungsarten, die so direkt gar nicht gesehen werden, aber zum Alltag gehören. Wir Menschen haben vielfältige Fähigkeiten, die gerne einfach übersehen werden. Wir fokussieren uns auf Experten, unsere Rollen und darüber hinaus ist oft das Denken abgestellt. Ein sehr großer Fehler für Unternehmen.

Beispiele für Verschwendungsart "Mitarbeiter Potential verkennen"

  • Eine Person darf nur eine bestimmte Tätigkeit ausführen, da es so in der Rollenbeschreibung steht.
  • Mitarbeiter sehen Probleme im Unternehmen, sind aber nicht befähigt und organisiert diese zu lösen.

9. Informationsstreuung

Jeder kennt bestimmt die Situationen, bei denen Sie suchen und suchen - nach der einen Information, die Sie nun unbedingt brauchen. Aber durch eine Informationsstreuung finden Sie diese einfach nicht. Das ist teuer für das Unternehmen und unbefriedigend für die Mitarbeiter.

Beispiele für Verschwendungsart "Informationsstreuung"

  • Es gibt keine zentrale Ablage für Dokumente in einem Unternehmen.
  • Es gibt Informationsbarrieren zwischen Mitarbeitern und Abteilungen

10. Wunschdenken

Eine der weniger bekannten Verschwendungsarten ist das sogenannte Wunschdenken. Hier nehmen wir oft eine Haltung ein, bei der wir annehmen, etwas sei schon korrekt und wir klammern uns mehr oder weniger an diesen Zustand.

Beispiele für Verschwendungsart "Wunschdenken"

  • Der Plan wird schon richtig sein, wir müssen nur dran glauben.
  • Ja wir sind nicht mehr pünktlich, aber wir schaffen das später noch.

Wirklich Verschwendung?

Nicht jede der hier vorgestellten Verschwendungsarten ist in dem Sinne "böse". Wie ich eingangs erwähnte sind das alles Aktionen, die mal vorkommen müssen, aber keinen Mehrwert in das Endprodukt einbringen. Manchmal müssen Sie etwas an Verschwendung in Kauf nehmen, um einen anderen Vorteil zu bekommen. Sehen Sie deshalb diese Liste nicht nur als schlecht an, sondern nutzen Sie diese als Orientierung und Reflexionsmöglichkeit!

Notwendige Verschwendungen

Nehmen wir an, Sie wollen eine agile Architektur und damit Teams, die selbst ohne Abhängigkeiten agieren können. Es kann also für Sie plausibel erscheinen, dass Sie Dinge doppelt in den Teams machen, damit diese eine gewisse Unabhängigkeit bewahren. 

Zweitweise notwendige Verschwendung

Ein besten Beispiel bin ich selbst. Wenn ich bei Kunden bin, zahle ich für gewöhnlich nicht auf das Produkt direkt ein, sondern unterstütze bei der Verbesserung von Prozessen zu diesen Produkten. Damit bin ich eine notwendige Verschwendung, die auch nur temporär ist, denn ich will ja auch wieder den Kunden verlassen und das nachhaltig: er soll es danach selbst können.

Worauf es ankommt

Verschwendungsarten sind nicht richtig oder falsch, Sie müssen sich bewusst sein, dass es diese gibt. Es kommt nicht auf die genauen Beispiele an, auch nicht, dass Sie jede Verschwendungsart richtig kategorisieren können.

Es geht darum, dass Sie mit offenen Augen Ihre Prozesse betrachten und diese Liste zur Reflexion aus Kundenperspektive nutzen.

Sebastian Schneider ist dem Framework Scrum - es war Liebe auf den ersten Sprint - bereits seit 2005 verfallen. Seitdem begleitet er Unternehmen (meist größere) bei der Transition in eine neue Arbeits- und Produktwelt.

Dafür findet er den richtigen Grad zwischen zielgerichteten systemischen Impulsen und dem nachhaltigen Coaching in der Organisation, um diese bei der Entwicklung und Optimierung des eigenen Kundenmehrwerts zu unterstützen und entwickelt mit ihnen Produkte, die ihre Kunden lieben.

Im richtigen Maß gehören dazu die effektive und effiziente Facilitation dazu, sowie agile Spiele und Simulationen, die sein Themenfeld auf einfache Art begreiflichen machen.

Auf Konferenzen, sei es im Fachbeirat oder als Akteur, gibt er gerne Erkenntnisse weiter und freut sich über Kontakte von Angesicht zu Angesicht.

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